Zwei Tage, zwei „Endspiele“, davon ein Finale.

Vermeintlich nominell geschwächt reisten wir mit einem achtköpfigen Team über München nach Rott am Inn, in der Nähe von Rosenheim. Dieses kleine geographische Detail ist für das Turnier und dessen Verlauf nicht ohne Belang – dazu später mehr.

Erst recht wenige Tage vor Turnierbeginn wurde klar, dass wir nicht mit unserer Top-Besetzung auflaufen könnten, da Drazan Tomic, Igor Rücker, Nils Collingro, Justus Strauven, sowie Patrick Femerling verhindert sein würden.

Von Schwächung wollten die verbliebenen acht „Berlin Bad Boys“ aber nichts wissen; kämpferisch-hochmotiviert waren wir schon bei der Anreise ins malerische bayerische Alpenvorland.

Viel Verantwortung lag auf den Schultern der Mannschaft um den nach langer Spielpause kürzlich erst wieder genesenen Niklas Lütcke, um den Titel von 2016 zu verteidigen und den Pokal in der Hauptstadt zu lassen.

Bestehend aus zwei Gruppen à 4 Teams galt es bei diesem Format am Samstag zwei Vorrundenspiele (Modus: 4 x 7 Minuten), sonntags dann eines, zu bestreiten und mit einem Gruppensieg direkt ins Finale einzuziehen. Bei diesem Format darf man sich keinen Patzer erlauben, der Grat zwischen erstem oder letztem Platz ist da sehr schmal…

Der Spielplan wurde vom Ausrichter leider erst sehr kurzfristig vor dem Turnier bekannt gegeben – da waren die „Red Eye“-Flüge TXL-MUC schon längst gebucht. Auf diese Weise kamen wir somit aber schon viel früher als nötig, für uns untypisch, in die Halle.

Witzigerweise war wie 2 Wochen zuvor bei der Ü45-DM in Düsseldorf unser erster Gegner die TSG Wiesloch mit einem recht ähnlichen, aber dezimierten Kader.

Nach einer knappen ersten Halbzeit ging den Tigers dann doch letztlich die Kraft aus und das Spiel schließlich mit 55:33 an den DBV. 1. Spiel, 1. Sieg.

Gegen die TG Würzburg stand am Abend unser erstes „Endspiel“ an, gegen einen unserer härtesten Gegner der vergangenen vier Jahre – ein wahrer „Clásico“, der 2014 mit dem historischen Duell zwischen den Ex-Nationalspielern Denis Wucherer und Drazan Tomic bei der „DM Daheim“ in Berlin und somit dem Beginn unserer dreijährigen Ü40-Regentschaft (2014-2016) begann.

Wie gesagt: erinnerungswürdige, hart umkämpfte Matches gingen dieser Paarung voraus, dank auch der steten Mitwirkung der Nowitzki-Bundesliga-Weggefährten Burkhard Steinbach und Nico Wucherer, Bruder des diesmal absenten Denis Wucherer.

Beide Teams gingen sehr motiviert und ebenso konzentriert in die Partie, wobei der DBV dieses Jahr das kompaktere Team sein sollte – jedes Viertel wurde jeweils klar gewonnen. Endergebnis zum ersten Mal eher deutlich: 64:39 für den DBV. Welch‘ Erleichterung!

Ein Riesenschritt in Richtung Gruppensieg und somit Finalteilnahme war getan; beseelt-beherzt ging es zur tollen Players‘ Party in einer großen, umgebauten Scheune.

Wie wir dort erfuhren, hatte die BG Köln zuvor gegen die Wiesloch Tigers gewonnen, sodass wir beim Morgenspiel am Sonntag unbedingt siegen mussten, um sicher Gruppenerster zu werden.

Dieses veritable „Kater-Spiel“ gegen die BG Köln, bei dem einem Spieler auf Gegners Seite sogar ein Freiwurf-Air Ball gelang, ging hart umkämpft als unser bis dato „engstes“ Spiel mit 46:40 an uns. Anstrengend war’s…

Ziel erreicht: Gruppensieg, zweites „Endspiel“, ergo Finale.
Die Titelverteidigung war möglich!

Gegner: die TSV 1860 Rosenheim (Fast) wie erwartet.

Wie die TG Würzburg ein harter Rivale vieler Jahre.

Wie eingangs erwähnt, war Rott am Inn für die TSV 1860 Rosenheim quasi ein Heimstandort, was sich darin äußerte, dass die TSV mit einem größt- und stärkst möglichen Kader und den für ihn meist möglichen Fans anreisen konnte.

Am Sonntag um 15.40 Uhr ging das Finale gegen die Rosenheimer um ihren Kapitän und „Spiritus Rector“ Christian März über die Bühne, die schon lange den Gang aufs oberste Treppchen begehrten.

Sehr gut mental auf den Gegner eingestellt, voller Adrenalin und (Körper-) Spannung ging unser gesamtes Team in dieses Finale. Nach einem ausgeglichenen ersten Viertel (14:14) konnte der DBV sich zur der Halbzeitpause etwas absetzen (29:24).

Der Vorsprung schmolz aber nach dem Seitenwechsel (43:42 für den DBV, nach dem 3. Viertel) und die konzentrierter agierenden Rosenheimer zogen sogar im Laufe des vierten Viertels peu-à-peu davon.

Die schier unerträgliche Spannung erreichte ihren Höhepunkt in den letzten 25 Sekunden: der DBV bekam nach einer Auszeit beim Stand 53:54 für die TSV 1860 den Ball für einen erneuten Führungswechsel, doch der Wurf fiel daneben. Wir foulten nach dem verfehlten Wurf prompt und baten die Bayern an die Linie, wohlwissend, dass man in den restlichen fünf Sekunden noch einen vernünftigen Angriff auf die Beine stellen könnte.

Allerdings ging dieser Plan nicht wie gewünscht auf: Rosenheim traf keinen der beiden Freiwürfe, schnappte sich aber dafür den Rebound und spielte dann souverän die „Uhr runter“.

Bitter enttäuscht, aber letztlich doch stolz über das Geleistete ging für uns ein wirklich tolles Turnier mit der Silbermedaille zu Ende – nur ein einziger Punkt für Gold fehlte.

Das Finale war ein hochklassiges, rassiges Spiel, für das sich auch die zahlreichen Zuschauer und der gastgebende Veranstalter bei allen Beteiligten explizit bedankten.
Gratulation an die TSV 1860 Rosenheim!

Insgesamt war es ein schönes, sehr gut organisiertes Turnier mit tadellosen Leistungen der Kampfgerichte. Die letzten Spielminuten wurden sogar als Ticker auf Facebook kommuniziert – bundesweit wurde dieses Spiel verfolgt und kommentiert; ein Novum.

Es hat uns allen viel Spaß gemacht und wir haben wieder ein neues Ziel: Auf ein Neues – den Titelgewinn 2018!

Im Foto: Laurens Lipperheide (10), Niklas Lütcke (15), Oliver Stamm (9), Jens Kollat (12), Sebastian Schäplitz (5), Kai Zimmermann (14), Oliver Lenhardt (6), Christian Krämer (17)